PFLEGELEITBILD
Wofür ein Pflegeleitbild:
Unser Pflegeleitbild umfasst den Rahmen unseres beruflichen Handelns. Bei unserer täglichen Arbeit ist es eine Orientierungshilfe.
Als Zielvorstellung begleitet es unsere Arbeit und macht sie transparent. Es zeigt unsere christliche und fachliche Verankerung – unser berufliches Selbst-verständnis – auf und bringt gleichzeitig unser Verständnis von Gemeindekranken- und –altenpflege zum Ausdruck.
Insofern ist das Pflegeleitbild ein wichtiger Bestandteil der Sicherung der Qualität unserer Arbeit. Es hebt die Grundlagen unserer Arbeit ins Bewusstsein und motiviert gleichzeitig, die Ziele im Auge zu behalten.
Darüber hinaus zeigt es die Vielseitigkeit der Arbeit in der Gemeindepflege auf und bestimmt die Pflege selbst als eine eigenständige, beschreibbare und abgrenzbare Disziplin mit spezifischem Wissen und Können.
Es trägt damit zur Achtung und Beachtung unserer Arbeit und unseres Berufsstandes nach innen und außen bei.
Präambel (Selbstverständnis):
Die Evangelische Pflegezentrale Gießen ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirche. Sie nimmt ihren diakonischen Auftrag in Übereinstimmung mit hilfesuchenden und hilfsbedürftigen Menschen wahr.
Wir achten jeden Menschen, jede Patientin und jeden Patienten, als eigenständige Persönlichkeit. Der Respekt vor dem Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit findet im Umgang miteinander seinen unmittelbaren Ausdruck. Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht die Beratung, Betreuung und die fachlich qualifizierte, angemessene Pflege der pflegebedürftigen kranken, alten und behinderten Menschen in ihrer häuslichen Umgebung.
Wir wollen uns für sie Zeit nehmen und ihnen helfen, mit ihrer Situation zurechtzukommen.
Im Rahmen der Sicherstellung der Alltagsverrichtungen sind auch hauswirtschaftliche Leistungen und mobile soziale Dienste Bestandteil einer ganzheitlichen Versorgung im häuslichen Bereich (Alltags-management).
Ein zentrales Anliegen unserer Arbeit ist die Anleitung pflegender Angehöriger.
Wir unterstützen die pflegenden Angehörigen, indem wir ihnen mit Wertschätzung begegnen und sie mit ihren Erfahrungen in den Pflegeprozess einbeziehen.
Die Organisation der Evangelischen Pflegezentrale Gießen hat Einfluss auf die Pflege. Deshalb legen wir Wert auf eine positive Erscheinung als Einrichtung des Kirchenbezirks in der Öffentlichkeit.
Diakonischer Auftrag:
Die Pflege und die Versorgung unserer Patienten orientiert sich am christlichen und ganzheitlichen Menschenbild. Dieses sieht den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Als Einrichtung der evangelischen Kirche begründet sich unser Engagement in der Tradition der praktisch helfenden Kirche: der Diakonie. Im Dienst für den Anderen um Jesu Christi Willen sehen wir Leib- und Seelsorge als unmittelbar miteinander verbunden.
In einer Zeit „zunehmender Verrechnung und Verrechtlichung“ sind auch wir an die Maßgaben des Gesetzgebers und der Kranken- und Pflegekassen gebunden. Unser Anspruch zeigt sich darin, dass wir das Selbstbestimmungsrecht unserer Kunden ernst nehmen und danach streben, es inhaltlich auszufüllen.
Unsere Aufgabe sehen wir darüber hinaus in der Wahrnehmung und im Aufgreifen grundsätzlicher und besonderer Bedürfnisse, die im Rahmen der Kostenträgerschaft keinen Ort finden (Begleitung Sterbender und Trauender, Gesprächskreise, Altennachmittage...).
Patient:
Der Patient/Kunde steht als eigenständige Persönlichkeit im Mittelpunkt unserer Arbeit. Achtung vor der unveräußerlichen Menschenwürde, vor dem Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religions-freiheit, vor dem Recht auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung prägen den Umgang miteinander.
Wir sind bestrebt, unseren Patienten/Kunden partnerschaftlich zu begegnen, sie zu informieren und aufzuklären, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu respektieren und diese – so weit machbar – mit den fachlichen und organisatorischen Voraussetzungen zu vereinbaren.
Unsere besondere Aufmerksamkeit widmen wir den Wünschen und Anliegen Schwerstkranker und Sterbender, um ihnen eine würdige letzte Lebensphase in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung zu ermöglichen.
Beziehung Pflegekraft – Patient:
Ein Ziel unseres Umganges miteinander liegt in der Aktivierung der Eigenkräfte und der Förderung der Selbstverantwortung unserer Patienten. Ziel ist, den Gesundheitszustand des Einzelnen zu verbessern oder zumindest zu erhalten.
Voraussetzung dafür ist ein Vertrauensverhältnis, in dem sich Patientinnen und Pflegkräfte gegenseitig ergänzen. Der Schutz der Intimsphäre und der individuell gestalteten Lebensverhältnisse ist dafür unverzichtbar.
Jedem Patienten ist aus diesem Grund eine Bezugspflegekraft zugeordnet, die die Versorgung verantwortlich gestaltet. Personalfluktuation beim Patienten wird möglichst gering gehalten.
Rollenkonflikte zwischen den Patienten, deren Angehörigen und/oder der Pflegekraft werden zugelassen und – so weit möglich – in der Auseinandersetzung miteinander ausgehalten und ausgetragen bzw. geklärt.
Die Pflege/Versorgung:
Die Pflege und Versorgung unserer Patienten wird als ein Prozess begriffen, in dem die Fähigkeiten zur Selbstfürsorge durch pflegerische Handlungen ergänzt, unterstützt oder auch wiedererlangt werden. Fachlich lassen wir uns leiten von dem ‚konzeptuellen System fördernder Prozesspflege’ nach Krohwinkel. Anhand der bei Krohwinkel formulierten ‘Aktivitäten und existentiellen Erfahrungen des Lebens' (AEDL) werden Fähigkeiten, Wünsche, Ressourcen und Defizite im gemeinsamen Gespräch erfasst und in einem fortlaufenden Prozess in die Pflege/Versorgung integriert.
Es werden Maßnahmen geplant, um die Gesundheit zu stützen, Erholung von Krankheit zu fördern oder auch das Leben mit Behinderungen zu lernen.
Ausgehend von den jeweils individuellen Voraussetzungen, wird die Versorgung gemeinsam geplant und ergebnisorientiert durchgeführt bzw. begleitet.
Planung, Durchführung und Bewertung (Zielkontrolle) werden festgehalten in einem standardisierten Dokumentationssystem, das in der Regel bei den jeweiligen Patienten aufbewahrt wird.
Um die Qualität der einzelnen Leistungen zu sichern, sind auch die Handlungsabläufe dem Grunde nach standardisiert. Diese Standards werden kontinuierlich gesichtet und nach aktuellen Bedürfnissen unter Berücksichtung der Erkenntnisse von Pflegeforschung und Pflegewissenschaft vom Mitarbeiterteam der Evangelischen Pflegezentrale erarbeitet und gepflegt.
Angehörige:
Wir unterstützen die Angehörigen, indem wir uns Zeit nehmen, ihnen zuzuhören und ihnen helfen, mit ihrer Situation zurechtzukommen. Wir begegnen ihnen mit Wertschätzung und bemühen uns darum, ihr Selbstvertrauen zu stärken und sie in ihrer Arbeit zu bestärken.
Wir helfen ihnen in ihrer oft schweren Arbeit, indem wir sie einzeln oder in Gruppen fachlich anleiten und in kontinuierlichen Gesprächsrunden begleiten.
Dabei werden sie mit ihren Erfahrungen, ihren Fertigkeiten und Kenntnissen in den Pflegeprozess mit einbezogen.
Mögliche Entlastungen (Hilfe, Pflegevertretung etc.) und Erleichterung (Pflegehilfsmittel) werden besprochen und im Einzelfall vermittelt. Soweit möglich, werden Hilfestellungen in schwierigen Entscheidungsprozessen angeboten.
Patientenumfeld:
Wir unterstützen unsere Patienten, indem wir ihr Umfeld (Wohnung etc.) in einer ihren Einschränkungen gerechten Weise sichern und gestalten helfen. Dabei werden Angehörige und Pflegepersonen derart einbezogen, dass die Fähigkeit zur Selbstfürsorge bestmöglich gefördert wird.
Ergänzende Hilfen zur Bewältigung des täglichen Lebens werden angeboten und vermittelt. Die Zusammenarbeit mit ergänzenden Leistungserbringern und anderen Berufsgruppen wird soweit möglich geplant und miteinander abgestimmt.
Bedürfnisse nach Geselligkeit, Ansprache, Seelsorge etc. werden wahrgenommen und nach Möglichkeit in Übereinstimmung mit dem Patienten weitergegeben (Familie, Nachbarn, Besuchsdienste, Gemeindeglieder, Pfarrer u.a.).
MitarbeiterInnenteam:
Eine gute Zusammenarbeit im MitarbeiterInnenteam wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit und damit auf die Pflegequalität aus.
Ein Teambewusstsein wird von uns nach Möglichkeit gefördert.
Ein offenes Miteinander unterstützt gegenseitige Entlastung, gegenseitige Fürsorge und auch konstruktive Kritik.
Störungen im Team nehmen wir wahr und suchen uns gegebenenfalls Unterstützung durch Supervision.
Jeder führt entsprechend seiner Ausbildung, seiner Erfahrung und persönlichen Eignung seine Aufgaben mit weitgehender Eigenverantwortung durch.
Pflegestandards werden gemeinsam erarbeitet und umgesetzt.
Fort- und Weiterbildungen werden regelmäßig geplant und wahrgenommen. `Relevantes´ Wissen wird ins Team eingebracht und einheitlich umgesetzt.
In regelmäßigen Dienstbesprechungen werden Pflegeprozesse vorgetragen und diskutiert. Dabei wird das Befinden der Angehörigen, der Patienten und der Mitarbeiterinnen mit einbezogen. Anregungen im Team bringen neue Aspekte und Ideen ein und eröffnen der Planung neue Wege.
Organisation:
Die Organisation der Evangelischen Pflegezentrale hat Einfluss auf die praktische Arbeit. Deshalb legen wir Wert auf festgelegte Verantwortlichkeiten und definierte Arbeitsabläufe.
‚Pflege’ ist für uns eine abgrenzbare Disziplin mit eigenem Wissen und Können. So orientieren wir uns bei der Versorgung unserer Patienten an den von uns erstellten Leistungs-standards; Pflegeplanung und -dokumentation werden korrekt und gewissenhaft erstellt. Darüber hinaus kennen wir Instrumente und Methoden der internen Qualitätssicherung und setzen sie bewusst ein, z.B. Pflegevisiten, Qualifizierung und Spezialisierung unserer MitarbeiterInnen usw. Neuen fachlichen Erkenntnissen und Impulsen gegenüber sind wir offen.
Wir sind informiert über die Finanzierung unserer Diakoniestation und unterstützen eine wirtschaftliche Betriebsführung durch korrekte Abrechnung der Leistungen. Bei unserer Arbeit berücksichtigen wir wirtschaftliche Kriterien; Materialien und Hilfsmittel werden umweltbewusst und ökonomisch eingesetzt.
Wir legen Wert auf eine positive Erscheinungen der Evangelischen Pflegezentrale als Einrichtung der Evangelischen Kirche Gießen in der Öffentlichkeit.
Wir arbeiten in der Gewissheit, dass unser Arbeitgeber seine Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeiterinnen der Evangelischen Pflegezentrale wahrnimmt, und machen ihn auf Verbesserungswürdiges aufmerksam.